Heute kommt der Beitrag Mircea – vielen Dank an dich! Aufgrund der Länge wurde er auf zwei Tage aufgeteilt.
Ich öffne die Haustür und trete ein. Ein paar Sekunden lang bleibt es still. Dann haben sie mich entdeckt. Ein lautes
„Papa, Papa“ ertönt, und schon rast mein Sohn mit den großen Schritten eines Vierjährigen auf mich zu. Die 23 Kilo, die sich mit Wucht in meine Arme werfen, bringen mich fast aus dem Gleichgewicht und die kleinen aber doch kräftigen Arme, die sich um meinen Hals schlingen, rauben mir für einen Moment den Atem. Das zweite, piepsigere „Papa, Papa“ – wie ein Echo des ersten – warnt mich, dass es einen weiteren „Angreifer“ gibt. Trippelschritte hallen auf dem Laminatboden und versuchen genauso schnell wie die großen das Ziel zu erreichen. Man merkt aber, dass sie noch wackelig und ungeübt sind. Ein Ziehen an meinen Mantel, gekoppelt mit einem weiteren „Papa, Papa“ gibt mir zu verstehen, dass auch sie, die Anderthalbjährige auf den Arm will. Das wird ein interessanter Balanceakt. Aber ich fühle mich pudelwohl. Ich habe nichts gesagt, ich habe nichts gemacht, ich bin einfach nur da und diese zwei kleinen Menschen finden mich toll. Das passiert mir sonst nicht oft. Wow! Das muss Liebe sein! Ich würde den Moment gern festhalten. Er ist so harmonisch. Fast heilig! Ein schrilles Kreischen durchbricht die Harmonie und bohrt sich durch das Gehör bis tief in die Seele. Es kommt von ihr. Er versucht gerade mit aller Kraft sie von meinem Arm zu schubsen. „Es ist mein Papa!“ ertönt der korrekt formulierte, aber durch zusammengebissene Zähne hinausgeschleuderte Satz. „Mein Papa“, schreit die piepsige Stimme zurück und die kleine, mit spitzen Fingernägeln versehene Hand meiner Tochter gräbt sich in die weiche Wange meines Sohnes. Ein lauter Schmerzensschrei erschallt und kurz darauf laufen die Tränen. Und zwar auf beiden Seiten.