Die Uni spielt verrückt. Wenige Wochen vor den Prüfungen scheinen nicht nur die Studenten durchzudrehen, sondern auch die Technik und die Dozenten. Schon zwei Tage hintereinander durfte ich nun eher nach Hause gehen, weil entweder Stromausfall die Vorlesung lahm legte oder meine Dozentin den falschen Foliensatz mit hatte und der richtige auf ihrem kaputten Stick war.
Da ich nun also meine Zeit sinnvoll nutzen wollte, bin ich zu den Tennisplätzen spaziert. Mein Freund hat dort um die Zeit, in der ich Vorlesung habe, seinen Tennissportkurs. Und ich sollte unbedingt mal vorbeischauen. Also – Überraschung – stand ich davor. Aber vollkommen alleine: der Platz war leer, kein Mensch in Sicht. Erst als ich näher hinsah, konnte ich zwei Taschen und Schläger verstreut auf dem Platz erkennen. Als ich schon daran vorbeigelaufen war, merkte ich, dass im Randgebüsch Stimmen zu hören waren und es verdächtig raschelte.
Und tatsächlich: mein Freund plus Mitspieler waren im Unterholz auf der Suche nach einem Ball, der in elegantem Bogen über die (an sich schon sehr hohe) Absperrung geflogen war. Da ich, wie schon gesagt, sowieso nichts zu tun hatte, hab ich mich mit zwischen die kratzenden Äste und beißenden Brennnesseln gewagt, todesmutig – sodass das kleine Stück Natur im Nachhinein aussah, als wäre eine Horde Wildschweine hindurch gefegt.
Der Ball blieb lange Zeit unentdeckt, genau genommen verschollen. Ich musste mir ständig den Kommentar verkneifen, dass es „doch nur ein Ball sei – einer von vieren!!“. Aber der Ehrgeiz trieb Mr. Tennis voran.
Letztendlich gaben wir auf. Die Trophäe der erfolglosen Suche war nicht der Ball, sondern ein altes, schmutziges Trinkglas. Eigentlich unversehrt, aber nicht sehr ansehnlich. Mein Freund wollte es unbedingt mitnehmen, aber sein Kumpel und ich protestierten, dass es das wirklich nicht wert wäre und wie lange er schrubben müsste, um es sauber zu kriegen.
Das hat mich an Gottes Suche nach uns erinnert. Er sucht nach dem Verlorenen, nach dir und mir! Er gibt nicht eher auf, bis er DICH gefunden hat und du ihn. Er gibt sich nicht mit einem billigen Ersatz zufrieden. Wenn er dich dann aber gefunden hat, dann ist er sich nicht zu fein, dich mit viel Mühe zu reinigen und für seinen Plan mit der Welt zu benutzen.