Bringt sich der moderne Mensch um ein besonderes Geschenk? Bringt er sich womöglich um etwas Essentielles? Du kennst bestimmt Menschen, die nur auf ihre eigenen Ziele konzentriert leben. Vielleicht ertappst du auch dich selbst dabei, dass dir für deine Karriere, deine Beziehung, dein Glück, deine Effizienz andere (Dinge) schlichtweg egal sind.
Ich habe heute mit Freunden das neue Semesterprogramm unserer Hochschulgruppe geplant. Vorher haben wir uns einen Plan für das Planen gemacht – drückt das nicht schon die deutsche Mentalität aus? Jedenfalls ist mir aufgefallen, dass ich noch vor Kurzem davon ausgegangen wäre, der effizienteste Weg sei der schnellste: die Liste, die vor mir liegt, wird abgearbeitet und zwar ohne große Umschweife. Das klingt irgendwie schrecklich rational und wie eine donnernde Leistungsmaschine, die keine Rücksicht auf Personen und Gefühle nimmt. Aber sind wir heute nicht manchmal geradezu dazu getrimmt, genau so im Job vorzugehen – sachlich, zielstrebig – sodass sich das womöglich auch auf private Angelegenheiten auswirkt? Da ist der Partner, wie er eben ist, mit Schwächen behaftet und wir sagen ihm diese klipp und klar und hinterher folgt gleich noch die Liste mit den Eigenschaften, die wir uns früher mal für unseren Traumpartner notiert haben. Fehlt nur noch der Satz „Ich kann so nicht arbeiten!“
Meine Güte, drehen wir uns um uns selbst. In der Bibel heißt es schon, dass wir aus Staub geschaffen sind und wir werden wieder zu Staub. Unser Leben wird als Haschen nach dem Wind beschrieben und auf der Jagd nach persönlichem Glück und schnellen Ergebnissen können wir uns selbst und unsere Erwartungen nicht einholen. Gerade diese Woche hat mir wieder jemand erzählt, dass ihn das Erreichen seiner Zieletappen nicht glücklich gemacht hat. Vielmehr hat es ihn leer zurück gelassen, weil auf dem Treppchen nichts stand, was ihn satt machen konnte. Kein Festessen, nur der schale Geschmack, dass man sich selbst übertroffen hat.
Am Anfang dieses Mannas habe ich geschrieben, dass wir Menschen heutzutage vielleicht an dem Wahren vorbeileben: ich meine damit die Bereitschaft, sich auf die Situationen einzulassen, in die wir gestellt sind. Ich meine damit, zuzuhören, da zu sein, wirklich da. Den Prozess wert zu schätzen und das nicht nur aus gutem Willen, sondern verstehen zu lernen, dass in der Entwicklung einer Sache, in dem stückweisen Gehen, Stehenbleiben und Rücksichtnehmen auf andere wirklich ein Wert steckt. Ich glaube, darin finden wir viel mehr Sättigung und ich wünsche jedem Leser, dass er das in seinen eigenen Erlebnissen erfahren wird.