Heute schreibe ich mal über ein Thema, das mich eigentlich nicht wirklich interessiert, und das normalerweise auch gar keinen Eingang in meine Gehirnwindungen findet, da ich keinen Fernseher habe. Würde natürlich auch über das Internet funktionieren – aber nein, danke.
Wir waren Nachmittags bei Freunden und haben gemeinsam Kuchen gegessen, und uns im Anschluss noch ein öffentliches Klavierkonzert angehört, es war ein wirklich schöner Nachmittag, und der Pianist war wirklich sehr gut. Abends nach dem Essen war unsere Energie etwas raus, und so haben wir uns entschieden einfach mal dem Fernseher die Unterhaltung zu überlassen, und zwar in Form von Dieter Bohlen und seiner „professionellen“ Jury. Oder „Dschurie“ wie seine Kandidaten sagen würden. Ich möchte jetzt gar nicht all zu sehr auf das Gesehene direkt eingehen, nur vielleicht soviel: armes Deutschland. Da suchen sie händeringend nach einem Superstar, zu dem alle aufschauen können und ihn bewundern können. Und alles, was die Fernsehlandschaft in Bohlens Sendung hervorzubringen vermag, ist ein Haufen Jugendliche, kaum dem Kindesalter entkommen, die nach Zuneigung, Anerkennung und Bestätigung hungern. Dabei sind diejenigen ja nur die Spitze des Eisbergs, der größte Teil der Hungernden hat es ja nicht einmal bis in die Vorausscheidung geschafft. Und der noch größere Teil hat bestimmt nicht einmal getraut, sich überhaupt anzumelden.
In meinen Augen schafft es diese Sendung, etwas darzustellen, was immer stärker in allen Bereichen der Menschheit erkennbar wird: Die Suche, das Hungern danach, jemand Besonderes zu sein, größer zu sein als man ist, endlich einmal gesehen zu werden. Um das zu erreichen macht die stellvertretende Horde Jugendlicher so ziemlich alles, was die Jury von ihnen verlangt und was denen eventuell gefallen könnte. Sechzehnjährige Kinder prostituieren sich halb vor der Kamera, spielen die harten Typen und legen sich auf Wunsch der Jury eine ?neue Fassade zu?, die mehr rockt als die eigene Persönlichkeit. Und abends brechen sie dann in Tränen aus, weil der ganze Druck und die Angst zu versagen zu groß wird. Ist ja auch völlig klar, selbst wenn es das Schicksal eines jeden von uns wäre ein Superstar zu werden, dann würden wir das ganz bestimmt nicht über Nacht werden. Jede Pflanze braucht Zeit zum Wachsen, und mit uns Menschen ist das nicht anders.
Wenn ich an dieser Stelle die Fernbedienung in die Hand nehme, den Fernseher ausschalte und einfach mal in die Runde schaue – also hier in unsere deutsche Runde – dann sehe ich eigentlich das gleiche Bild, es gibt kaum einen Unterschied zur inszenierten Supershow Bohlens. Überall sehe ich Menschen, die nach Anerkennung hungern, danach hungern, geliebt zu werden, gelobt zu werden, jemanden zu haben, der sie zu etwas Besonderem macht. Und die sich auch immer wieder einmal eine ?neue Fassade? zulegen, um anzukommen. Wenn wir mal ehrlich sind, dann haben wir doch alle dieses innere Bedürfnis, von jemandem, zu dem wir aufsehen, Bestätigung zu bekommen. Und noch viel mehr.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch DU zu diesen Leuten gehörst. Du bist mit Sicherheit auch auf dieser endlosen Suche nach Zuneigung, Anerkennung, Bestätigung und dem Schulterklopfer, der dir sagt, dass du etwas gut gemacht hast. Vielleicht bist du auch einer von den Leuten, die über die Möchtegern-Superstars im Fernsehen lachen. Dabei gibt es genügend Situationen auch in deinem Leben, wo dir das Lachen bereits vergangen ist, stimmt´s?
Während Deutschland noch nach dem einen Superstar sucht, der am Schluss dann glücklich grinsen kann (zumindest bis er aus seinem Traum aufwacht ), suchen Millionen Deutsche trotz vieler Enttäuschungen nach ihrem Platz im Leben. Nicht immer ist das für uns selbst ganz offensichtlich, und doch werden wir diese Aussage bestätigen müssen, wenn wir ganz ehrlich zu uns sind. Und diese Suche wird nicht aufhören, bis wir diesen Platz gefunden haben.
Ich wünsche dir viel Erfolg beim Suchen. Falls du mal bei deiner Suche nicht weiterkommst oder einfach nicht fündig wirst, oder schon überall ohne Erfolg gesucht hast, dann wirf doch einfach auch mal einen Blick in die Geschichte von Jesus in der Bibel. Dort haben schon mehr Menschen ihren Platz gefunden als du vielleicht denken würdest.