Ich habe mir heute zwei kleine Gärten angelegt. Seit Wochen haben sich bei mir dafür Kies, Dekosteine, Kunstpflanzen und andere Details angesammelt und ich musste einiges an Geld in den gängigen Hobbykramläden lassen. Aber wenn ich mir die bunten Wohlfühloasen in ihrer Schuhkartongröße so ansehe, bereue ich das nicht. Sie sehen für mich so einladend aus, dass ich am liebsten für ein paar Stunden schrumpfen und mich hineinlegen wöllte – auf dem Fensterbrett in der prallen Sonne.
Aber so leicht ist das nicht und so muss ich mich damit begnügen, die Kartons mit künstlicher Befüllung von außen zu betrachten. Sie erinnern mich an ein Baby, auf das man stolz blickt, dessen Entwicklung man aber nicht zu 100 % in der Hand hat. Bei meinem Garten habe ich genau genommen keine Hoffnung bzw. Bedenken, dass er sich in einen Urwald verwandelt oder auf meine Höhe wächst: Er ist leblos, nur schön anzusehen.
Wie muss sich unser Schöpfer fühlen, wenn er seinen Garten ansieht – seine Geschöpfe – die sich so viel daraus machen, wie sie äußerlich wirken und aussehen, und dabei manchmal sogar aufhören zu wachsen und lebendig zu sein? Unser Gärtner freut sich, uns lebendiges Wasser zu geben und uns wachsen zu sehen. Er beschneidet uns an manchen Stellen, aber sein Ziel ist, sein Schöpfungswerk zur vollen Blüte und Frucht zu bringen. Er möchte Zeuge dieser von ihm geschaffenen Schönheit werden.
Geben wir ihm und uns doch die Chance dazu.