Fragst du dich auch manchmal, wie Gott ist? Voraussetzung dafür ist wahrscheinlich, dass du dich dazu aufgerafft hast, ihm deinen Glauben zu schenken. Aber auch wenn du das nicht getan hast, spielt es eine große Rolle, als wen du ihn dir vorstellst.
Wem schenkte ich Vertrauen?
Mit den Jahren kommen mir auch mehr Fragen darüber, wem ich da mein Leben und mein Vertrauen gegeben habe. Die Frage, ob ich Gott kenne, wirft in mir Zweifel auf, ob der Gott, den ich meine zu kennen, der Gott ist, der diese Welt geschaffen hat.
Es gibt im Leben eines Christen unterschiedliche Zeiten und sie sind sicherlich bei jedem anders. Soweit kann ich nur von mir reden. Ich habe Gott in meiner Kindheit erklärt bekommen. Ich habe seinen Charakter vorgelebt bekommen und oftmals auch nicht – und in diesen Situationen aber seine Gnade und Vergebung erlebt. Mit den Jahren wächst ein Bild heran, in der Jugendzeit wird es in Frage gestellt. Man stellt einfach mehr Fragen an das Leben, an sich, an den Schöpfer. Oder man ist so sehr abgespeist mit einem Bild, dass man keine Fragen stellt. Der Glaube ist dann mehr oder weniger bewegungslos, vielleicht sogar tot?
Fragen, die man selten stellt
Ich merke, dass es Fragen gibt, die ich wahrscheinlich nicht gestellt habe, weil ich meinte, Gott ist so, wie ich ihn die letzten zwanzig Jahre erlebt und erzählt bekommen habe. Alles, was ich über ihn schreibe, ist nur ein Abbild von meiner eigenen Erfahrung, von dem, was ich aus der Bibel seinem Charakter zuschreibe und dem, was andere mir über ihn erzählen. Diese Woche ist mir etwas bewusster geworden: dass Gott meine engstirnige Sicht nicht nötig hat. Und dass ich es nötig habe, über den Erfahrungsrand zu sehen.
Warum? Das Bild, das wir von Gott haben, prägt in starker Weise, ob und wie wir mit ihm in Kontakt treten, welche Beziehung sich zwischen ihm und uns entwickelt und ob wir Liebe weitergeben oder Dogmen. Ich beneide manchmal die Menschen, die Gott erst in der Mitte ihres Lebens kennenlernen und dann aber wirklich als den Gott, der er ist. Ich glaube, weil sie vorher ganze Sache mit sich und ihrer Weltanschauung ohne Gott gemacht haben, lassen sie sich dann auch so richtig auf Gott ein.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass langjährige Christen etwas zaghaft sind und bloß nichts falsch machen wollen. Eben genau das Bild widerspiegeln, das man von verstaubten Kirchenbänken bekommen kann. Ein festes Bild von Gott und als Lebensaufgabe, dieses starre und womöglich kranke Bild von ihm weiterzugeben? Sind wir uns zu fein oder zu ängstlich, um uns die Hände „schmutzig“ zu machen und ignorieren dabei Stagnation und Staub? Bequem? Vielleicht, aber unfrei und dumm.
Wie ist eigentlich Gott?
Schauen wir uns doch mal an, wie Gott ist – neugierig und nicht besserwisserisch. Er hat ein Universum geschaffen von unglaublicher Größe und ausbalancierter Genauigkeit. Er hat die Erde geschaffen, auf welchem in liebevoller Detailverliebtheit lebendige Wesen denken, kommunizieren, Generation für Generation ihren Planeten mitgestalten. Eine Natur, die gewaltig und bunt ist, vielseitig und in ihrer unberührtesten Form den Menschen in seinem Innersten berührt. Die großen Canyons oder eine blühende Wüste, ein Wasserfall – das ist beeindruckend, oder nicht?
Und jetzt die Frage: Kann ein Gott, der so etwas geschaffen hat, ein böser grauer Schlucker sein, der es nötig hat, mit dem Hammer auf seinen selbst errichteten Richtertisch zu schlagen, um sein Selbstwertgefühl zu pushen? Diese Frage schreit quasi zum Himmel – und die Antwort müsste vielmehr laut lachend zurück schreien: Der Gott, der das alles geschaffen hat und zudem Mensch wurde, um den Menschen in seine ursprüngliche Verbindung mit ihm zu bringen, der muss wahnsinnig kreativ, vielschichtig, bunt, humorvoll, intelligent und unbegreiflich sein. So unbegreiflich, dass wir wohl die Ewigkeit damit verbringen werden, seine Schönheit zu erfassen. Fangen wir doch jetzt schon an.