Ich hoffe, du hast ein gutes Leben. Ich kenne deine Geschichte nicht oder durch welche schwierigen Zeiten du gehen musst(est). Es ist nicht wirklich leicht, für viele Leute zu schreiben, die alle unterschiedliche Herkünfte haben und Erwartungen und die etwas womöglich als Beleidigung sehen könnten, was ich als selbstverständlich sehe.
Leben mit Segen
Besonders, was das Thema Segen Gottes betrifft, fällt es mir schwer anderen davon zu erzählen. Klar, es ist schön, das Gute, was man erlebt, mit Menschen zu teilen, die sich mit freuen. Aber es gibt auch Menschen, die lassen die Freude eines anderen nicht an sich ran und reagieren mit Vorwürfen – entweder dem, dem es gut geht oder Gott gegenüber – warum es ihnen selbst nicht ebenso gut geht.
Und dennoch lebe ich auch nur ein Durchschnittsleben und der Segen, würde ich meinen, den Gott mir gibt, ist durchschnittlich und nichts, worauf man neidisch sein müsste. Vielmehr will ich, wenn ich darauf hinweise, dass Gott mich gesegnet hat, Mut machen, seinen Blick zu schärfen oder Segen nicht immer im Schema „glänzt und macht glücklich“ oder im „jetzt und sofort“ zu suchen.
Segen erkennen
Meiner Erfahrung nach erkenne ich Segen oft erst im Nachhinein. Viele Schritte auf dem Weg, von dem ich meine, dass Gott ihn mir vorbereitet hat, sind zu Anfang wirklich eine Überwindung und mit Anstrengung oder dem typischen Alltagsgefühl verbunden. Da ist es ein Auf und Ab und irgendwie sehe ich da nicht viel Sagen- bzw. Segenhaftes.
Vielleicht gibt es auch in deinem Leben Zeiten, wo du dir nicht erklären kannst, wie du an einen Punkt kommen konntest, wo es dir wirklich gut geht. Ja, gut! Du schwebst für einen Moment auf einer Wolke oder bist mit einer Sache in deinem Leben zumindest richtig zufrieden. Oder es gibt die Zeit, in der Dinge, die dir eine Stütze waren, einfach wegklappen und dir das Loch und Ungleichgewicht, das zurückbleibt, sehr zu schaffen machen.
In beiden Situationen ist es sehr wertvoll, sich auf die Suche nach den Segenswegen zu machen, die einen zum Heute geführt haben. Aus dem einen hat sich das nächste ergeben, plötzlich kam das und obwohl du es gar nicht wolltest, war es plötzlich so und – es war gut, denn dadurch war das andere so und so. Oder aber wir suchen uns im umgekehrten Fall den Abzweig, den wir genommen haben. Wo sind wir abgekommen, von dem, was wir eigentlich als richtig festgestellt haben? Oder müssen wir vielleicht unsere Sicht auf die Dinge verändern? Ist das, was mir gerade fehlt, gerade wirklich dran oder zeigt es mir falsche Prioritäten? Vergesse ich womöglich Segen aus der Vergangenheit oder vernachlässige aus dem Mangelgefühl heraus Situationen und Menschen, denen ich selbst ein Segen sein kann?
Segen ist zum Wahrnehmen da. Ich merke, er ist da und ich glaube ihm, dass er „wahr“ ist – entgegen allen Befürchtungen, dass nach dem Hoch ein Tief kommt oder dass die Situation sich irgendwie blöd eingefahren hat. Ich wünsche dir viel Segenregen und dass du dich durchweichen lässt und dich nicht von deinem Schirm selbst davon abkapselst.