Na, träumst du von dem großen Aufstieg? Karriere machen und Träume verwirklichen? Das Angebot bekommt man ja heute an jeder Ecke, ob es im Lebensmitteldiscounter ist oder im Bankgeschäft, egal. Hauptsache man strengt sich an und ist am richtigen Platz.
Die Geschichte von Daniel
Das Buch Daniel gehört zum Alten Testament der Bibel und birgt in sich eine ganz interessante Geschichte über einen jungen Mann, der die Karriereleiter in großen Schritten nimmt. Meine Bibel beschreibt vor dem Buch kurz die Vorgeschichte. Dort kann ich nachlesen, dass der Daniel wirklich noch sehr jung war, als es mit ihm los ging. Mit 15 bis 20 Jahren wurde er wohl von Jerusalem nach Babylon verschleppt.
Er war also jung, aus königlichem Geschlecht und vermutlich ehrgeizig genug, um den großen Aufstieg zu planen. Könnte man meinen. Auslandserfahrung kann nicht schaden, dazu sah er wahrscheinlich auch gut aus, nahm einen schicken babylonischen Namen an und gleichzeitig verzichtete er noch freiwillig auf das feine Essen der Königstafel und isst mit seinen Kumpels nur Gemüse. Mit dem Ergebnis, dass die Jungs nach einer Probezeit sogar noch attraktiver aussahen als die Fleischesser. Doch Daniel hatte noch mehr im Kopf als nur Gemüse. Bald war er erste Wahl als Traumdeuter am babylonischen Königshof.
Was Erfolg auch mit sich bringt
War das Erfolgsgeheimnis dieses Mannes also Veganismus, eine vorbildliche Integration in ein neues Land und junger, attraktiver Esprit? Vielleicht! Fakt ist aber, dass Daniel und seine Freunde nicht vergaßen, wo sie herkamen. Sie denken nicht nur an den Gott ihrer Vorfahren, sie reden auch aktiv mit ihm und sie machen ihr ganzes Leben von ihm abhängig. Sie essen das Fleisch am Hof nicht, weil es vor Gott damals unrein war, anderen Göttern geweiht. Daniel fleht zu Gott, um die Träume des Königs deuten zu können. Zu seinem Gott und nicht zu den babylonischen Göttern.
Mit dem Ergebnis, dass er eines Tages mit einem grausamen Urteil konfrontiert wird: Tod allen Wahrsagern des Königs. „Na super, da hat uns Gott ja toll beschützt!“, hätten Daniel und Co. jetzt mosern können. Da haben die babylonischen Wahrsager Zeit geschunden, nicht gewusst, was der König geträumt hatte, geschweige denn, was der Traum nun bedeuten sollte. Als Scharlatane sollten nun alle miteinander beseitigt werden.
Nicht durchdrehen
Interessant ist, wie Daniel wirklich mit der Situation umgeht. Statt im Angesicht des Todes durchzudrehen, weiß er genau, was zu tun ist. Ich habe sein Vorgehen mal in sechs Punkten zusammengefasst:
- Eigeninitiative statt Konkurrenz: Daniel nimmt die anderen Wahrsager in Schutz und erklärt, er werde sich um die Sache kümmern und brauche etwas Zeit.
- Gemeinschaft und Einheit: Daniel sucht die Gemeinschaft mit seinen Freunden und Leidensgenossen und hält sie dazu an, intensiv zu Gott zu beten.
- Intensives Gespräch mit Gott: Die Freunden bitten Gott um Gnade, dass er ihnen das Geheimnis des Traumes zeigen möge.
- Ausdruck der Dankbarkeit in Anbetung: Nachdem Daniel in der Nacht eine Vision über den Traum und seine Bedeutung bekommen hatte, lobt er Gott voller Begeisterung. „Denn sein ist beides, Weisheit und Macht.“ Daniel 2,20b
- Diskrete Ankündigung der Lösung: Daniel prahlt danach nicht mit seiner Erleuchtung, sondern nimmt den Scharfrichter zur Seite und erzählt ihm, er habe die Deutung erhalten.
- Hinweis auf Gottes Gunst: Vor dem König, der ihn fast umgebracht hätte, verweist er auf den, von dem er die Deutung bekommen hat. „… aber es gibt einen Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart.“ (Daniel 2,28a)
Vielleicht gibt diese Geschichte dem einen oder anderen einen Impuls, um neu über „Karriere“ nachzudenken und über den Umgang mit Problemen. Muss ich andere ausbooten? Muss ich mein eigenes Ding durchziehen? Muss ich meine eigene Genialität raushängen lassen, so dass es auch ja jeder mitbekommt?
Kann ich mich auch auf jemand anderen als nur meinen eigenen Verstand einlassen und verlassen? Kann ich einsehen, dass ich selbst nicht allwissend bin und nicht alles kann? Kann ich die Gaben und Talente, die ich bekommen habe, gewinnbringend einsetzen und dabei trotzdem oder vielleicht gerade dann auf ihren Geber verweisen?
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf wünsche ich euch ein schönes Wochenende!