Gefühle folgen Taten. Das klingt für mich teilweise wie verkehrte Welt und vielleicht ist es das auch, weil ich dieses Denken nicht gewöhnt bin. Viel zu oft sind Gefühle der Antreiber, und ich sage „Heute ist ein guter Tag!“, weil mich die Sonne wach gekitzelt hat, das Wasser warm genug war und ich mir nicht beim Teetrinken die Zunge verbrannt habe. Aber wehe, wenn dieses zarte Gebilde an Erwartungen wankt.
Gut, nicht jeder Tag weckt im Menschen das Sensibelchen und wirkt wie ein Reiz in die Blackbox mit einer absehbaren launischen Reaktion unsererseits. Aber es gibt eben diese Tage, da lassen wir mit unseren Gefühlen machen, was „wer auch immer“ will. Wir lassen sie und damit uns gehen und kümmern uns nicht richtig um unser seelisches Wohl.
Vielleicht klingt das abgedroschen – auf sich achten, schön mit Samthandschuhen anfassen und so. Nein, ich meine damit, dass es wichtig ist, sich nicht das (paradoxerweise oft erhobene) Privileg zur miesen Laune erkämpfen zu wollen. Oder besser gesagt: sich ihm geschlagen zu geben. Ja, jeder Tag ist gut – bis auf den einen und da darf ich machen, was ich will. Da esse ich meinen kompletten Schokoladenvorrat auf, ich darf meine Familie anmotzen und meinen Freund anschweigen und wenn ich gestern versprochen habe, dass ich mich um das und das kümmere – na und? Heute geht’s mir schlecht! Basta.
Nicht so gute Tage
Ich geb ganz ehrlich zu: natürlich kenne ich viele Tage, an denen ich merke, dass ich launisch etwas abdrifte. Solange ich schön vor mich hinarbeite, kriege ich davon nicht so viel mit. Aber dann kommt der Härtetest, der Kontakt mit anderen. Bäm. Da steht die Spannung plötzlich und ich weiß nicht – soll ich mich jetzt fragen, was heute mit mir los ist? Ich grabe in meinem Gedächtnis nach Gründen, suche in meinem Umfeld nach Entschuldigungen. Ja, ich hatte heute nicht mein Koffein, oder vielleicht war es der rutschige Weg in die Uni oder … puh. Findet sich schon was.
Aber solche Suchereien machen mich nicht glücklicher. Ich leide darunter, dass ich mit anderen oder Dingen nicht so umgehe wie sonst. Und ich denke, gerade an solchen Tagen bekommen wir von Gott eine wertvolle Chance serviert, um seine etwas andere Logik abzustauben und anzuwenden.
Bessere Tage
Positiv denken ist schön und gut. Aber positives Denken gründet sich allein auf einem Wunschdenken und nicht auf Fakten oder einem Versprechen. Fakten wären „Es werden heute Nachmittag 30° C und Bombenwetter.“ – was für einige Leute ein größerer Grund zur Freude wäre als das Versprechen einer Person „Ich verspreche dir, dass ich dir helfen werde heute nicht hinzufallen und ich bringe dich bei diesem Wetter heil nach Hause.“ Das Eis bleibt und vielleicht sollte man nicht rennen, um das Hinfallen zu provozieren. Aber das Versprechen hat statt der Fakten eine andere Komponente: die persönliche Zuwendung und Liebe.
Also, welche Logik Gottes meine ich? Ich meine, dass er uns viele, viele ermutigende Worte sagt, die unser Fokus sein können. Praktisch gibt mir das die Motivation, nicht durchzudrehen, wenn ich meine Teetasse aus Versehen runter geschmissen habe (ja, so was ist mir schon öfter passiert…) oder die Person, die sich heute irgendwie grummelig verhält, so zu behandeln, wie ich es von ihr heute vermisse. Ich weiß, man tendiert doch oft dazu, ungerechtes Verhalten ebenso zurück zahlen zu wollen. Das ist auch einfach bequem, man muss sich dazu nicht anstrengen. Aber ich kann aus eigener Erfahrung der letzten Zeit sagen, dass es sich lohnt sich genau so zu verhalten, wie man es eigentlich gerade nicht tun wollte: nämlich im positiven Sinne. Als ich vor Kurzem so ein Problem hatte, ist die Person selbst darauf gekommen, dass etwas anders ist. Gott zeigt Leuten manchmal Dinge eher, wenn wir dafür beten und sie weiterhin respektvoll behandeln.
Wenn es nicht rund läuft
Ich hatte vor etwa einem Jahr eine ziemlich eindrückliche Begegnung mit Jesaja 58 (Verse 6-10). Erst hat mir Gott unabhängig von der Bibel beim Beten erzählt, warum etwas in meinem Leben falsch läuft und was ich machen soll und am nächsten Tag habe ich dann das Kapitel aufgeschlagen und das hat für mich das Bild geschlossen. Jetzt nach einem Jahr mit etwa einer Woche Differenz taucht es durch eine Bekannte, die für ein Wort für mich dieses Jahr gebetet hat, wieder auf. Nur geht es im Fokus einen Vers weiter:
„Der Herr wird dich ohne Unterlass leiten und deine Seele in der Dürre sättigen und deine Gebeine stärken; du wirst sein wie ein wohlbewässerter Garten und wie eine Wasserquelle niemals versiegen.“
Jesaja 58,11
Das war ein kleiner Flash, ich wollte es fast nicht glauben. Aber bei Gott gibt es keine Zufälle. Und ich glaube, dieser Vers unterstützt auch das Thema von oben: lass dich von Gott durch die Wüste leiten, die dich umgibt. Lass deine Seele von ihm satt machen und zieh das Wasser aus seiner Quelle.
Diese Aussagen scheinen eine ziemliche Autorität zu haben. Die Standhaftigkeit einer uralten Eiche, ein stabiles Haus mit 24/7-Stromversorgung. Interesse? Probieren kann man es ja mal und ich selbst will auch nicht das Paradebeispiel darstellen. Jeder kann selbst langsam daran wachsen und das hat dann ganz bestimmt auch Auswirkungen auf eine Gemeinschaft.