Geduld ist eine Eigenschaft, die nur in besonderen Situationen auf die Probe gestellt wird. Doch genau dann, wenn sie am meisten gebraucht wird, geht sie meist verloren.
Tief durchatmen, schließ die Augen. Streck die Arme in Richtung Erdboden durch und balle die Fäuste. Kopf in den Nacken, tief durchatmen, gleich geht ´s wieder. Ruhig bleiben, auf keinen Fall schreien jetzt – so oder ähnlich sieht es aus, wenn wir die Geduld verlieren und dennoch versuchen unsere Fassung zu behalten. Wenn die nämlich auch noch verloren geht, dann ist es mit einem Schrei, der unseren Frust herauslässt nicht mehr weit her. Doch was ist eigentlich Geduld, und warum geht sie uns immer ausgerechnet dann verloren, wenn wir sie am dringendsten brauchen?
Wahre Geduld verschafft Respekt
Abends nach der Arbeit, wenn wir endlich Zuhause angekommen sind und keine Termine oder Pläne mehr haben, sind wir im Normalfall die geduldigsten Menschen der Welt. Nichts bringt uns im herrlichen Feierabend aus der Fassung außer vielleicht, wir haben wahnsinnigen Hunger und das Essen lässt noch auf sich warten bzw. muss erst noch gekocht werden. Und obendrein würde dann das Essen vielleicht mit unserer Lieblingssendung im Fernsehen kollidieren, weil wir ja immer noch kein Pay-TV mit On-Demand-Streaming haben. Das sollte ja eigentlich auch schon seit letzter Woche funktionieren, wenn das Unternehmen die Freischaltung nicht versemmelt hätte…..
Ich bin mir sicher, dass auch du diese Momente kennst, in denen sie auf einmal weg ist, die Geduld. Gerade war sie doch noch da, griffbereit, zum Einsatz bereit. Menschen verlieren in den unterschiedlichsten Momenten ihre Geduld, in wichtigen und unwichtigen, in kleinen und großen. Mit Sicherheit gibt es in jeder Sache irgendwann einen Punkt, an dem der Moment gekommen ist, die Geduld beiseite zu schieben und das Ganze endlich zu beenden bzw. weiterzubringen. Vor meinem geistigen Auge gibt es einige Menschen, die für mich der Inbegriff von Geduld sind. Sie ertragen, so scheint es, fast alles. Sie bleiben immer freundlich und versuchen das Beste aus der jeweiligen Situation herauszuholen. Ist der Moment gekommen, schieben sie die Geduld bewusst zur Seite, reagieren aber selbst bei schwierigen und verfahrenen Gegebenheiten immer ruhig und sachlich, ohne andere anzugreifen. Sie üben dann dennoch harte Kritik – durch ihre Geduld und Art und Weise der Kritik wahren sie aber das Gesicht der anderen und erhalten im Gegenzug deren Respekt. Zugegeben, solche Menschen findet man nicht sehr oft, sie befinden sich ganz am äußeren Ende der Geduld-Skala. Am anderen Ende dieser Skala gibt es die Menschen, die sofort wegen jeder Kleinigkeit zu brodeln beginnen und am laufenden Band ihre Fassung verlieren. Sie fühlen sich stets im Recht, Anschuldigungen und Geschrei sind dann bereits vorprogrammiert. Ihre Umwelt erlebt sie als extrem unangenehme Zeitgenossen, meidet sie oder versucht ihnen möglichst alles recht zu machen, nur um ihren Wutausbrüchen aus dem Weg zu gehen. Vor ihnen hat man keinen echten Respekt, höchstens Angst.
Ruhe, die Wiege der Geduld
Zwischen den beiden Extremformen der Geduld finden sich sämtliche Abstufungen der Geduld. Schauen wir uns die Menschen auf dieser Messlatte genauer an, erkennen wir sehr schnell, dass Geduld aus einer inneren Ruhe entsteht, gepaart mit Selbstwert und Güte. Menschen, die Geduld haben, können vertrauen – vertrauen dass etwas nicht so schlimm ist oder trotzdem ein gutes Ende nehmen wird. Menschen mit Geduld wissen, dass sie selbst Fehler haben, auch wenn diese vielleicht in anderen Bereichen angesiedelt sind. Menschen mit Geduld sind bereit, andere Menschen aus ihren Fehlern lernen zu lassen, und das in einem positiven Klima der Vergebung und Unterstützung. Allerdings haben sie auch die nötige Stärke, Dinge direkt anzusprechen und im Bedarfsfall das Ruder herumzureißen.
Geduld – ein Geschenk des Himmels
Woher haben solche Menschen aber ihre innere Ruhe, ihr Vertrauen, ihren Selbstwert und ihre Güte? Mit Sicherheit gibt es ein paar Lebenskünstler, die diese Eigenschaften aus irgendeinem Grund einfach mitbringen. Wie können aber wir – du und ich – zu solcher Geduld kommen? Aus meiner Erfahrung heraus ist Geduld nicht etwas, was man hat oder nicht hat. Viele Umstände beeinflussen sie: gesundheitlicher Zustand, Stress, Beziehungsprobleme und so weiter. Allerdings gibt es eine Grundlage, die uns alle diese Dinge besser meistern lässt – Gottvertrauen. Wenn dein und mein Leben in Gottes Hand sind und wir uns in ihm geborgen fühlen, wird es für Lebensstürme unmöglich, uns komplett zu entwurzeln. Und die kleinen „Geduldsproben“ des Alltags werden bald keine mehr sein. Ich lade dich ein, Dein Leben Gott zu geben. Denn Geduld ist ein Geschenk des Himmels.